Sonntag, 10. April 2011

Über den Dächern Berlins

Viele haben es nicht mehr für möglich gehalten, dass wir tatsächlich nochmal eine feste Bleibe finden und die Entscheidung treffen, längerfristig an einem Ort zu bleiben. Tja, nun ist es tatsächlich so weit. Denn wir sind Anfang März in unser neues Zuhause eingezogen. Und nicht nur, dass wir dieses Mal einen Vertrag mit einer Mindestlaufzeit von 12 Monaten unterschrieben haben. Nein, diese Wohnung war auch nicht möbliert. D.h. wir haben tatsächlich unsere gesamten Möbel aus Oberschwaben nach Berlin schaffen lassen, nachdem diese dort über 2 Jahre eingelagert waren. Ja, wir haben uns sogar eine Wohnung gesucht, für die wir erst noch eine Küche kaufen mussten. Unsere erste eigne Küche überhaupt. Was für ein Abenteuer!

Und wie spannend das erst war, die ganzen Umzugskisten auszupacken, die wir vor über 2 Jahren in Irland eingepackt hatten! Wie viele Sachen da drin waren, die wir schon lange vergessen hatten. Unglaublich. Über viele Sachen können wir uns freuen, als hätten wir sie neu bekommen. Aber viele Sachen sind mittlerweile auch schon entsorgt worden, weil sie alt, hässlich oder einfach nur überflüssig waren. Klamotten haben wir gleich müllsäckeweise in die Altkleidersammlung gegeben. Sehr befreiend!

Und so wohnen wir nun in der Senefelderstraße in Berlin – mitten in Prenzlberg, haben uns in unserem neuen Kiez schon gut eingelebt.




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...und haben nun schon die ersten Frühlingstage auf unserer Dachterrasse genießen können.








Wer Lust auf ein bis zehn Kaltschalen über den Dächern von Berlin hat, ist herzlich eingeladen, einen sonnigen Frühsommertag oder lauen Spätsommerabend mit uns zu verbringen. Wir würden uns freuen!

Hatari

Wer den großartigen Film Hatari mit John Wayne und Hardy Krüger kennt , hat sehr wahrscheinlich diese eine Szene im Kopf, in welcher ein Mitarbeiter einer Großwild-Fangstation von einem Nashorn attackiert wird.






Ein offener Geländewagen fährt mit hoher Geschwindigkeit neben dem Nashorn her, welches panisch versuchte zu entkommen. John Wayne saß auf einem Spezialsitz auf der Kühlerhaube und versuchte das Nashorn mit einer Schlinge einzufangen. Als das Nashorn keinen Ausweg mehr sah, griff es an und rammte bei vollem Tempo sein riesiges Horn durch die Fahrertür in den Oberschenkel des Fahrers. Das Nashorn entkam, während die Filmfigur nur in einer dramatischen Aktion gerettet werden konnte.

Natürlich wollte ich als Kind (und wenn ich ehrlich bin auch jetzt noch) so sein, wie John und Hardy in diesem Film. Aber auf die Szene mit dem Nashorn war ich nie so scharf.

Tja, ein Draufgänger nach dem Vorbild der beiden ist aus mir dann doch nie ganz geworden und Großwild jage ich auch nur mit Sicherheitsabstand und ausschließlich mit der Kamera. Und trotzdem hatten wir in unserem diesjährigen Südafrikaurlaub ein Erlebnis, das mich sehr an die Nashornszene erinnert hat. Dabei war es eigentlich eine ganz normale, schön entspannende, abendliche Safari-Tour auf dem Seme Loop des Hluhluwe National Parks. Wir hatten noch ca. 13 Kilometer bis zum Hilltop Camp und 50 Min. Zeit bis das Tor des Camps geschlossen wurde. Zehn der im Hluhluwe National Park sehr zahlreichen Nashörner hatten wir auf dieser Tour schon gesehen. Dann stand plötzlich eine Gruppe von vier ausgewachsenen und einem jungen Nashorn vor uns auf dem Weg. Wir machten ein paar schöne Fotos und warteten darauf, dass Tiere sich wieder in die Büsche verzogen. Doch die dachten scheinbar nicht im Traum daran, sich von der Straße zu bewegen und grasten in aller Ruhe weiter.







Die Zeit verstrich und wir wurden langsam unruhig. Denn Verspätungen bei der Rückkehr ins Camp können empfindliche Bußgelder nach sich ziehen und das Fahren bei Nacht in freier Wildbahn ist nicht ungefährlich. Also versuchten wir, langsam an der Gruppe von Nashörnern vorbei zu fahren. Aber der Nashorn-Bulle machte uns schnell und unmissverständlich klar, dass ihm diese Idee nicht gefiel. Denn er drehte sich immer wieder warnend zu uns um und markierte die Grenze, welche wir besser nicht überschreiten sollten.







Dass wir das trotzdem taten, fand er nicht so prickelnd. Aber wir mussten ja irgendwie an den Tieren vorbei, um zurück ins Camp zu kommen. Als er sich schließlich etwas zu Seite bewegte, ergriffen wir die Gelegenheit, um kräftig aufs Gas zu treten und an ihm vorbei zu huschen. Das klappte auch hervorragend. Nun hatten wir nur noch die anderen drei großen Nashörner und das Junge vor uns. Die waren allerdings durch unsere Aktion aufgeschreckt und versuchten, zu fliehen. Allerdings fanden sie keine Möglichkeit in den dichten Busch seitlich der Straße zu laufen. Also rannten sie immer weiter die Piste entlang. Wir wollten das Tempo eigentlich drosseln, um den Tieren die Möglichkeit zu geben, sich etwas zu entspannen und vielleicht doch einen anderen Fluchtweg zu finden. Aber dann sah ich im Rückspiegel, dass der Bulle mit voller Geschwindigkeit hinter uns her raste. Also waren wir nun quasi zwischen den Nashörnern gefangen. Die Gruppe vor uns fand keinen Fluchtweg, der mächtige Bulle hinter uns kam immer näher und sein Horn wurde im Rückspiegel im größer und bedrohlicher. Mit über 40 Stundenkilometern rasten wir - eingeklemmt zwischen diesen über 1000 Kilo schweren Kolossen - über die Schotterpiste und hatten keine Ahnung, wie wir aus dieser Situation rauskommen sollten. Die Tiere vor uns wurden immer panischer und der Bulle hinter uns immer wütender. Schließlich beschlossen wir, dem Bullen die Chance zu geben, zu seiner Herde zu kommen. Auch wenn das Risiko bestand, dass der Bulle uns von der Seite rammte (wie damals in Hatari). Wir bremsten also und fuhren zur Seite, um ihm die Möglichkeit zu geben, auf der anderen Seite vorbei zu kommen. In diese Gasse rannte er dann auch hinein, stoppte direkt neben unserem Auto und fixierte uns. Wir dachten schon, dass er nun tatsächlich angreifen würde. Aber er entschied sich dann doch dafür, zu seiner Familie aufzuschließen. Schweißüberströmt und nach Luft schnappend saßen wir im Auto, während das Adrenalin durch unsere Körper jagte. Wir hatten es geschafft.

Der Blick auf die Uhr zeigte, dass wir nur noch 40 Minuten Zeit hatten, um noch rechtzeitig ins Camp zu kommen. Der Blick auf den Weg vor uns sagte uns, dass die verschreckten Nashörner nun einen Schutzwall aufgebaut hatten, um das Junge zu schützen, welcher einer Komplettsperrung der Straße gleich kam. Da gab es kein Durchkommen. Und der Stresspegel der Tiere gab wenig Hoffnung auf baldige Entspannung.







Also beschlossen wir, umzudrehen und den doppelt so langen Rückweg über eine andere Route anzutreten. Somit war auch klar, dass wir es nun definitiv nicht mehr rechtzeitig zum Camp schaffen würden. Wir riefen an und gaben Bescheid, dass wir erst später kommen würden und sie bitte das Tor für uns offen lassen sollten.

Inzwischen war es dunkel und die Schotterpiste erschien uns enger als bei Tageslicht. Wir hofften, dass uns keine weiteren Nashörner mehr begegneten und keine anderen Tiere vors Auto liefen. Das war quasi unsere erste Nacht-Safari in diesem Urlaub – aber genießen konnten wir sie nicht. Endlich kamen wir zurück auf die geteerte Hauptstraße, die wenigstens etwas breiter war als die Schotterpisten. Noch 10 Kilometer, aber schon fast eine halbe Stunde zu spät. Schließlich hatten wir es fast geschafft, als in einer Kurve drei Kilometer vor dem Camp plötzlich ein riesiger Elefantenbulle mitten auf der Straße stand und mit bedrohlich wackelnden Ohren auf uns zu marschierte.







Wir legten schnell den Rückwärtsgang ein und flüchteten die kurvige Straße den Hang hinauf. Das ist gar nicht so einfach, bei stockdunkler Nacht und nicht vorhandener Straßenmarkierung. 100 Meter weiter stoppten wir und hofften, dass der Elefant von der Straße verschwinden würde. Aber die Hoffnung währte nicht lange, denn er bog schon um die Kurve und kam wieder auf uns zu. Also flohen wir weitere 100 Meter und hofften wieder. Und dieses Mal tat er uns tatsächlich den Gefallen und verzog sich 50 Meter vor uns im Busch.

Die letzten 3 Kilometer zum Camp schafften wir ohne weitere Zwischenfälle. Restlos bedient und unendlich erleichtert fuhren wir durchs noch immer offene Tor. Beim Safari-Bier auf der Terrasse unserer Hütte konnten wir dann schon wieder über die Ereignisse lachen und unsere Hände zitterten auch mit jedem Schluck etwas weniger…